Wendeltreppe

Wendeltreppen haben einen Grundriss, dessen Lauf sich so um einen Mittelpunkt schlängelt, dass im nächsten Stockwerk der Ausgangspunkt der Treppe fast wieder erreicht wird. Das Wort Wendeltreppe leitet sich von dem Begriff Wendel ab. Ein Wendel ist eine spiralförmige Form vergleichbar mit einer Schraube.


Bei einer Wendeltreppe wird eine Treppe mit einem Lauf um ein außerhalb des Treppenlaufs liegenden Zentrums gebogen. Dadurch können bei übereinander liegenden Treppen mehreren Stockwerken durch kleinere Podestflächen zwischen Treppenaustritt und neuem Treppenantritt erreicht werden. Die Treppenstufen der Wendeltreppe haben durch das Biegen des Laufs unterschiedlich große Antritte und Austritte. Die Stufen werden am Auge der Treppe sehr schmal und werden zur Außenwand des Treppenhauses hin breiter. Wendeltreppen sind meist leichter und bequemer zu gehen als Treppen mit geradem Lauf. Denn bei Wendeltreppen ist die Lauflinie bogen- oder kreisförmig und nicht mit rechten Winkeln versehen.

Wendeltreppen haben sich durch den Brunnenbau entwickelt. Beim Brunnenbau wurden in eine zylindrischen Brunnenschachtwand Trittsteine eingesetzt. Diese ersten Wendeltreppen führte man um ein offenes Zentrum, das „Treppenauge“. Wendeltreppen hatten ihre Hochzeit im Mittelalter. Denn mit ihrer Bauweise konnte man die hohen Türme von Klöstern, Kirchen und Schlössern erschließen.


Wendeltreppen dienten einst zum Schutz von Feinden in Burgen und Schlössern. Ihre verschlungener Schnitt raubte einem Angreifer Platz und hinderte den rechten Schwertarm am attackieren. Denn durch die Einengung der inneren Säule konnte er keine Kraft in seinen Schlag zu stecken. Ein Verteidiger konnte aber aus seiner oberen Position mühelos abwehren und mit der richtigen Rüstung gewappnet eine ganze Horde feindlicher Männer aufhalten. Wendeltreppen waren daher eine entscheidende Verteidigungsstrategie in mittelalterlichen Burgen. Deshalb bestanden die Wendeltreppen aus robusten und massiven Steinen.

Heutzutage braucht man aber zu Verteidigung seines Heims keine Wendeltreppen mehr. Deshalb werden Wendeltreppen heute eher als Kunstobjekte gesehen, welche die Wohnungen und Häuser von Menschen zieren, die für einen außergewöhnlichen Stil eine gewisse Vorliebe haben.

Eine weitere Wendeltreppe-Variante ist der leicht gekurvte, bogenförmige Treppenlauf entlang von gewölbten Wänden. Darüber hinaus gibt es frei im Raum stehende Wendeltreppen die bekannt sind als repräsentative "Showtreppen" in Film und Fernsehen. Sie werden seit den 50er-Jahren vermehrt im Bühnen- und Kulissenbau eingesetzt.


Ein Sonderfall unter den Wendeltreppen sind die so genannten "Spindeltreppen". Spindeltreppen winden sich meistens um eine stützende Säule. "Spindeltreppen" deshalb, weil die Form der Treppe dem mittelalterlichen Begriff Spinnholz entspricht, dass um einen Kettfaden gesponnen wurde. Die meisten Spindeltreppen werden heute aus Stahl gefertigt, aber auch Materialien wie Betonwerkstein, Naturstein, Gusseisen oder Holz sind als Baustoff möglich.


Der Vollständigkeit halber ist noch die doppelläufige Wendeltreppe zu erwähnen. Bei der doppelläufigen Wendeltreppe, einen zweiarmigen Typ der Wendeltreppe, liegen die Antritte und Austritte der Treppenarme um 180 Grad versetzt. Die Treppenläufe sind teilweise übereinander wie bei einer Doppelhelix angeordnet. Das berühmteste Beispiel einer doppelläufigen Wendeltreppe befindet sich im französischen Schloss Chambord.

Als Erfinder der doppeläufigen Wendetreppe gilt Leonardo da Vinci. Ein aktuelles Beispiel für eine doppelläufige Wendeltreppe ist der Aufgang zur Aussichtsplattform des Stuttgarter Killesbergturmes.